Tja, wo soll ich anfangen? Am Freitag hat mein Frauchen in der Praxis angerufen und die Ärztin teilte ihr mit, dass es sich bei meinem Geschwulst um einen bösartigen Tumor handelt. Wir waren alle wie vor den Kopf geschlagen. Nachdem viele Tränen des Schocks geflossen waren, wurde gegoogelt, was das Zeug hielt: Viele, viele Hunde haben Mastzelltumore. Es ist die häufigste Krebsart bei Hunden. Auch Katzen können sie bekommen. Diese Art Tumor schüttet Chemikalien (Histamin) aus und löst diverse andere Erkrankungen aus, wie Magen-Darm-Krankheiten usw. Ob daher meine Pankreatitis kam?
Die Tierärztin riet zur baldigen OP und so wurde ein Termin gleich am heutigen Montag gemacht. Mastzellkrebs muss sehr großflächig, d.h. weit ins gesunde Gewebe hinein, rausgeschnitten werden.
Heute hat Herrchen mich morgens wieder einmal in der Praxis abgegeben. Ich zitterte wie Espenlaub. Schon wieder Klinik, schon wieder aufgeschnitten werden, schon wieder Vollnarkose, schon wieder alleine zurück bleiben, schon wieder schreckliche Angst und Einsamkeit. Wir litten alle Höllenqualen. Meine Besitzer mussten sich zur Arbeit quälen, ihre Jobs bestmöglich erledigen und gute Miene zeigen. Welchen Arbeitgeber interessiert schon ein kleiner Anton? Der Alltag kann so hart sein.
Am Mittag fuhr Herrchen heim zu Motte, die ja bekanntermaßen unter Verlustangst leidet und nicht gut alleine bleiben kann. Sie hat sich so sehr gefreut, dass sie Herrchen in die Nase gebissen hat. Er hat es uns abends erzählt.
Als Frauchen dann nachmittags in die Praxis kam, um mich abzuholen, war ich sooo froh. Frauchen war über die Größe meiner Narbe arg entsetzt. Aber sie hat mich schnell ganz vorsichtig ins Auto getragen. Vorher haben wir mal wieder eine satte Rechnung beglichen für OP und Pathologie. Der Befund steht noch aus. Der komplette Tumor wird untersucht. Wir sind sehr gespannt. Diese Tumoranalyse ermöglicht eine recht gute Diagnose meiner Lebenserwartung.
Als wir daheim waren, wurde ich in mein Körbchen am Ofen gebettet und ich bekam einen Säuglingsbody an. Das ist notwendig, denn ich bekam keinerlei Verband auf meinen recht großen OP-Schnitt. Der Strampelanzug verhindert, dass ich an der Naht lecke.
Wir alle sind froh, dass ich erstmal wieder daheim bin. Eine Chemo oder Bestrahlung haben wir einstimmig abgelehnt. Wir haben schon mit Frauchens Tierheilpraktikerin-Freundin telefoniert und eine Alternativtherapie verabredet.
Ich werde im Mai 7 Jahre alt und weiß nicht, ob ich meine maximale Lebenszeit von ca. 15 Jahren erreichen kann mit meiner Krebserkrankung, aber eines weiß ich bestimmt: Mein Leben war bisher jeden Tag schön und wunderbar und wenn es vorbei sein muss, dann soll das in Würde geschehen. Wir genießen nun einfach unsere gemeinsame Zeit. Frauchen hat mir versprochen, dass nicht endlos an mir weitergeschnitten wird. Wenn ein neuer Tumor auftreten sollte, wird keine Biopsie mehr gemacht und erst recht keine OP. Ich werde dann so lange in Ruhe bei meiner Familie leben mit viel Unterstützung für meine Gesundheit, bis es mir nicht mehr gut geht. Und dann hilft mir mein Frauchen, über die Regenbogenbrücke zu gehen. Das war das Versprechen, das mein Frauchen mir gab. Und ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann...
Die OP-Stelle an der rechten Flanke... |
Ich fühl mich schlecht ... |
Schlechter Befund ... |
Schutz vor Wundlecken... |