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Mittwoch, 23. September 2020

Unsere Motte hatte einen epileptischen Anfall

Unsere Motte hatte einen epileptischen Anfall. Nachfolgend Frauchens Bericht darüber. Sie hat ihn zu Papier gebracht, um sich was von der Seele zu schreiben und auch als Gedankenstütze. Euer Anton ♥

 

Am Samstag, 19. September 2020 erlitt unsere fast 15-jährige Hündin Motte einen epileptischen Anfall. Mein Mann und ich saßen gerade zusammen mit unseren beiden Hunden im Garten und erholten uns bei einer Tasse Kaffee von Reparaturarbeiten am Gartenhaus, als sie direkt neben mir anfing, sich hektisch im Kreis zu drehen. Genau diese Bewegung macht sie normalerweise -ebenso wie andere Hunde- wenn sie sich niederlegen will und sich hierzu eine Decke zurechtschiebt oder auch, wenn sie sich ins Gras betten möchte. Jeder Hundebesitzer kennt diese Bewegung. Eigenartig war in dieser Situation nur, dass sie sich auf den blanken Steinen der Terrasse befand und es gar nichts unter ihr gab, was sie sich hätte zurechtschieben können. Auch drehte sie sich diesmal mit einem Stressgesicht und hektischen Bewegungen und vor allem sehr oft im Kreis. Ich schaute meinen Mann verdutzt an und fragte: „Was macht sie da?“ Genau in diesem Moment ließ sie sich zur Seite fallen und durchlebte die typischen Phasen eines epileptischen Anfalls:

Tonische Phase:

       Extreme Versteifung der Streckmuskulatur

       Der Körper erstarrt

Klonische Phase:

       Unwillkürliche Lauf- und Kaubewegungen

       Tier teilweise oder vollständig bewusstlos

       Starker Speichelfluss

Erholungsphase

       Verwirrt und unsicher

       Unruhe

       Verzögerte Reaktion

Ich beschreibe dies so nüchtern und lehrbuchmäßig, weil ich seit mehreren Jahren als Hundeernährungsberaterin tätig bin und natürlich auch schon Futterpläne für Epileptiker gemacht habe und daher durch meine Ausbildung das Krankheitsbild kenne.

Dass es mal mein eigenes Tier erwischen könnte, hätte ich mir nicht träumen lassen. Es war schrecklich, das geliebte Tier so zu sehen und dermaßen machtlos zu sein. Vor allem, wenn man keinerlei Vermutung hat, wieso ein lebenslang gesunder Hund nun plötzlich ganz offensichtlich einen sog. „Grand Mal“- Anfall erleidet.

Motte hatte heftigste Krämpfe am ganzen Körper und war bewusstlos. Ich selbst schätzte die Dauer des Anfalls auf 2-3 Minuten. Das bestätigte mein Mann ebenso, der während des Krampfes ganz leicht eine Hand auf ihren Körper gelegt hatte, ohne sie zu behindern oder einen Biss zu riskieren. Als sie wieder zu sich kam, lief ihr der Speichel in langen dicken Fäden vom Maul und sie fing unmittelbar danach an, zu wehklagen und zu schreien. Wir trugen sie ins Wohnzimmer, betteten sie auf eine Decke und mein Mann streichelte sie und beruhigte sie. Ich hatte zwischenzeitlich telefonisch einen Tierarzt erreicht, von dem ich wusste, dass er seine Praxis auch samstags geöffnet hat und seine Zusage erhalten, sogleich kommen zu dürfen.

Wir waren nervös und aufgeregt und versuchten, uns das unseren Tieren gegenüber nicht anmerken zu lassen. Unser fast 16-jähriger Rüde war ganz eingeschüchtert und irritiert und wurde daheim alleine zurückgelassen. Wir fuhren ca. 30 Minuten zur Notfallsprechstunde. Mein Mann saß am Steuer und bemühte sich, uns trotz Adrenalin im Blut und Tränen in den Augen verantwortungsvoll und unfallfrei ans Ziel zu bringen.

Während der Fahrt hatte ich unsere Motte auf dem Schoß. Sie kroch fast in mich hinein und wimmerte und schrie und hatte eine schreckliche Angstfratze. Später haben wir uns gegenseitig gestanden, dass wir beide nicht mehr damit rechneten, dass wir unseren Hund lebendig mit nach Hause nehmen würden. War ihr irgendwas im Kopf oder Körper geplatzt und sie lag im Sterben? Alles Mögliche konnte der Auslöser für diesen Anfall gewesen sein. Ich betete tränenüberströmt leise vor mich hin „Lieber Gott – bitte hilf uns…“ Und zu ihr sagte ich immer wieder: „Mein kleiner Schatz – Dir wird bald geholfen. Wir sind bald da. Ich lasse Dich nicht leiden, ich verspreche es Dir“.

Beim Arzt angekommen, wurde sie untersucht und es wurde Blut abgenommen. Gleichzeitig bekam sie ein Epilepsiemittel gespritzt. Allmählich wurde das Schreien dann auch weniger und wir durften sie schließlich wieder mitnehmen, nachdem sie irgendwann ziemlich stabil wirkte. Mit der Bitte, am nächsten Tag wieder vorstellig zu werden, bekamen wir 2 Rationen Diazepam mit nach Hause für den absoluten Notfall.

Daheim war unsere Hündin sehr anhänglich und wir selbst waren wie vor den Kopf geschlagen durch das Erlebte. Ich wachte in der folgenden Nacht oft auf und hatte die Bilder von dem epileptischen Anfall vor dem geistigen Auge und konnte schlecht wieder einschlafen. Auch schaute ich immer wieder auf unsere Motte, ob sie denn auch noch atmete. Es war ein schlechtes und unglückliches Gefühl. Am nächsten Tag war sie ziemlich ruhig und anhänglich und kurz vor dem Tierarzttermin machte sie einen seltsamen olivgrünen Haufen. Er war gut geformt, aber farblich etwas ungewöhnlich.

Der Tierarzt zählte uns auf, was alles einen Epilepsiekrampf auslösen kann. Ich wusste von meiner Ausbildung her bereits, dass da vieles in Frage kommt und dass man abwarten muss, wie das Krampfgeschehen sich entwickelt, also ob es sich manifestiert oder ob es einmalig war.

Auf dem Heimweg gingen wir gedanklich alle möglichen Auslöser durch und spekulierten. Wir sind nach langem Hin- und Herüberlegen zu der Vermutung gelangt, dass dieser Anfall ausgelöst worden sein könnte durch die Mahlzeit, die Motte ca. 15-20 Minuten vor dem Anfall gefressen hatte. Das erschien und erscheint uns immer noch am naheliegendsten.

Ich hole ein bisschen aus, um das näher zu erläutern. Motte ist wie gesagt eine fast 15-jährige Seniorin, die seit 8 Jahren gebarft wird. In jungen Jahren hat sie, ebenso wie unser mittlerweile fast 16-jähriger Rüde, alle Bestandteile einer Barf-Mahlzeit gefressen. Unsere Hunde erhielten gut durchwachsenes Muskelfleisch, Innereien, Pansen, fleischige Knochen, Gemüse, Obst, Seealgen, Öle mit essentiellen Fettsäuren, Eier und Dorschlebertran. Motte war Zeit ihres Lebens nie ernsthaft krank, hatte in all den Jahren ca. 2 mal Durchfall und ihre gut geformten typischen BARF-Häufchen waren immer klein und fest.

Da ich wusste, dass man beim Barfen Fehler machen kann, absolvierte ich im Laufe der Jahre bei unterschiedlichen Referenten mehrere Ausbildungen zur Ernährungsberaterin für Hunde und alle Futterpläne für meine Hunde waren ziemlich genau berechnet und durchkalkuliert. Es fehlte ihnen an nichts. Zusätzlich zur BARF-Ernährung beschränkten wir Impfungen auf ein Minimum, verwendeten keine chemische Wurm- oder Zeckenprophylaxe und versuchten, unsere Hunde ebenso wenig Umweltgiften auszusetzen wie uns selbst.

Die einzige Ausnahme war das Fleisch. Wir sind keine reichen Leute und müssen haushalten, damit wir uns selbst von Biokost ernähren zu können. Wir kaufen fast ausschließlich Biofleisch für uns Menschen, aber finanziell war das für unsere Hunde einfach nicht immer drin. Wir kauften für unsere beiden Vierbeiner bei unseren bevorzugten BARF-Shops, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt hatten und hin und wieder auch mal im Supermarkt oder der Metzgerei ein.

Als Motte 14 wurde, hat sich zu einer bereits vorher schon erkannten Empfindlichkeit gegen Rindfleisch eine weitere Unverträglichkeit gegen Hühnerfleisch gesellt. Das äußerte sich in roten Ohren, Blähungen und lauten Bauchgeräuschen. Ich hatte schon öfter bei meinen Hundepatienten gekochtes Schweinefleisch empfohlen, was bei Allergikern teilweise enorme Verbesserungen brachte. Gut durchgekochtes Schwein hatte ich daher ebenfalls dann bei Motte eingeführt und auch bei ihr einen tollen Erfolg damit. Überhaupt bemerkte ich, dass das Verdauungsfeuer meiner alten Hunde das Rohfleisch nicht mehr so gut verdaute wie in jungen Jahren und so hatte ich beschlossen, für sie zu kochen. Die Schwierigkeit ist beim Schwein die Beschaffbarkeit, denn die BARF-Shops haben keine große Nachfrage für Schweinefleisch und führen es nicht immer und so kaufte ich es meistens an der Supermarkttheke. Rote Ohren & Co. gehörten nun der Vergangenheit an. Ich möchte der Vollständigkeit halber erwähnen, dass Hunde kein rohes Schweinefleisch fressen dürfen, da es mit dem Aujeszky-Virus belastet sein könnte, der für Hunde tödlich ist.

Am Tag des Anfalls hatte ich morgens im Supermarkt wieder Schwein besorgt. Daheim wurde das Fleisch gut gekocht, püriert und mit anderen Rationskomponenten zu einer Mahlzeit zusammengestellt. Beim Kochen hatten mein Mann und ich die Nase gerümpft. Aus dem Kochtopf hatte es regelrecht streng gerochen und fast ein wenig metallisch. Aber da es sich um Schweinefleisch in Lebensmittelqualität für den menschlichen Verzehr handelte, dessen Haltbarkeit noch nicht abgelaufen war, haben wir zugegebenermaßen nicht weiter darüber nachgedacht. Ich für meinen Teil habe schon lange festgestellt, dass das Kochen oder Braten von ungewürztem Fleisch überhaupt nicht appetitanregend wirkt. Erhitztes Fleisch ohne Gewürze riecht i.d.R. gar nicht sooo toll.

Nach dem Abkühlen der gefüllten Näpfe ging es dann an die Fütterung. An dem Tag war unser Rüde Anton beim Fressen mehr als zurückhaltend. Er hatte auch gekochtes Schwein in seiner Schüssel, aber er rümpfte regelrecht die Nase und ließ seinen vollen Napf nach 2maligem Lecken an der Fleischoberfläche links liegen. Ich fand das zwar komisch, schob es aber auf seine erst ganz kurz zurückliegende Gebiss-Sanierung, dass er mit dem Fressen so zurückhaltend war. Motte hingegen inhalierte -wie Zeit ihres Lebens- ihr Fressen ein und fraß dann auch noch, als wir nicht aufpassten, zusätzlich den Napf von Anton blitzschnell leer. Mir sollte es recht sein. Sie hat eine gute Figur und dass sie eine doppelte Portion haben darf, kommt sehr selten vor. Ca. 15-20 Minuten nach dieser Fütterung kam es zu dem epileptischen Anfall.

Ich weiß natürlich nicht, ob es sein kann, dass dieses Schweinefleisch Medikamentenrückstände aufwies. Ich kann nicht einfach behaupten, dass es mit einem Chemiecocktail verunreinigt war. Aber was ich sehr wohl weiß, ist dass Medikamentenrückstände einen Anfall auslösen können. Und was ich weiterhin weiß: Der Großteil der konventionellen Fleischindustrie ist ein mitleidloser Gulag für Tiere.

Ich habe gerade in jüngster Zeit durch den Coronaskandal beim Schweinefleischlieferanten Tönnies (viele an Covid erkrankte Mitarbeiter) vermehrt über die Haltungsbedingungen von Schlachtschweinen gelesen und habe einsehen müssen, dass auch das Fleisch für den menschlichen Verzehr meistens unter übelsten Umständen produziert wird. Vor allem in sehr großen Schlachthöfen wie bei Tönnies werden die Schweine mit Kohlendioxid (CO2) betäubt, weil man damit viele Tiere in kurzer Zeit umbringen kann. Das ist auch dringend erforderlich bei der unglaublichen Masse von 2 Millionen Tieren, die insgesamt täglich in Deutschland geschlachtet werden. 20 Sekunden lang haben die Schweine Erstickungskrämpfe und schreien fürchterlich, denn dieses Gas verursacht sehr große Schmerzen, wie bereits 2017 in der taz berichtet wurde. Außerdem müssen die Schweine bereits auf der Fahrt zum Schlachthof viele Stunden  in Tiertransportern ausharren. Warum? Die dezentraleren kleinen Schlachthöfe sind fast alle verdrängt worden durch Giganten wie Tönnies, Vion und Westfleisch.

Auch bis zum Abtransport in den Tod werden die meisten Tiere in Deutschland nicht gut gehalten. Ferkel werden ohne Betäubung kastriert und Zähne werden abgeschliffen. Fast allen wird ein Teil des Schwanzes amputiert. Die Schweine stehen nicht selten in Kot und Urin, verletzen sich selbst und leiden unter Erkrankungen und Entzündungen. Sie bekommen regelmäßig Antibiotika, um es überhaupt bis zum Schlachthof-Alter zu schaffen. Muttersauen werden in den sogenannten „Kastenstand“ gezwungen. Dieser ist ein viel zu enger Käfig: 70 Zentimeter breit, 200 Zentimeter lang, praktisch ein Konstrukt aus Stangen. Ein knappes halbes Jahr verbringt eine Zuchtsau aus der Massentierhaltung darin gefangen. Sie kann sich nicht um ihre Ferkel kümmern, gerät darüber unter großen Stress, hält Kot und Urin zurück, weil sie ihren Kindern nicht das Bett vollkacken will. Dass sie sich nicht einmal problemlos auf die Seite legen oder gar drehen kann, stört in der Super-Koalition aus CDU­CSUSPDFDP und Grünen, die diese Form der Tierhaltung im Bundesrat kürzlich für die nächsten 15 (!!!) Jahre durchgewunken hat, offenbar keinen, denn die „unfixierte“ Muttersau würde angeblich ihre Brut zerdrücken.

Ich habe nach dem schrecklichen Erlebnis mit unserem Hund große Vorbehalte, noch einmal Schwein aus „Nicht-Biohaltung“ zu füttern. Unser Rüde Anton hat es uns vermutlich gezeigt. Er hat was gemerkt. Er hat am Nachmittag des schlimmen Tages, als wir wieder vom Tierarzt zurückgekehrt waren, eine halbe Dose Biorind verschlungen. Also hatte seine vorhergehende Zurückhaltung bei dem Napf mit dem Supermarkt-Schweinefleisch nichts mit seiner kürzlich zurückliegenden Zahnbehandlung zu tun gehabt. Sein Instinkt hatte ihm schlicht gesagt, was gut ist.

Wir werden ab jetzt unseren alten Hunden in ihrer kurzen Lebensspanne, die sie noch vor sich haben, Bioschweinefleisch zu füttern. Das sind wir ihnen schuldig. Natürlich ist mir klar, dass das nicht jeder Hundebesitzer kann und auch nicht will und dass das auch gar nicht möglich ist, denn der landesweite Bio-Bestand würde dafür gar nicht reichen. Insofern ist unser Beschluss ein ganz individueller, auf unsere Situation zugeschnittener. Jeder, der Fleisch konsumiert, muss halt wissen, was er noch verantworten will und kann. Weiterhin ist mir klar, dass auch das Biosiegel nicht automatisch die optimale Haltung für Schlachttiere garantiert. Man kann daher natürlich auch selbst aktiv werden und einen Biohof in der eigenen Wohngegend anfahren und darum bitten, diesen einmal besichtigen zu dürfen. Man bekommt sehr schnell ein gutes oder schlechtes Bauchgefühl bei solchen Besichtigungen der Schlachttiere.

Dass täglich so viele Menschen dieses Schweinefleisch der großen Produzenten konsumieren, über dessen Herkunft und Produktion sich theoretisch jedermann schnell belesen könnte, das ist die eigentliche Katastrophe. Das Wissen darum wäre scheinbar so schmerzhaft und ekelerregend, dass die meisten Konsumenten es bewusst scheuen.

Woher kommt das Schweinefleisch in Eurer Metzgerei oder Eurem Supermarkt? Viele konventionelle Fleischlieferungen sind schlicht Qualfleisch. Und viele Menschen, die es sich leisten könnten, Biofleisch zu konsumieren, praktizieren hier fälschlicherweise Sparsamkeit. Wie schade!

Ich möchte noch einmal erwähnen, dass ich keinerlei Beweise habe, dass Medikamentenrückstände im erwähnten Fleisch den Krampf bei meinem Hund auslösten. Was mir aber auffiel, war der unangenehme und an Chemie erinnernde Geruch des Produktes, als es erhitzt wurde. Hätte ich das Schweinefleisch für uns selbst zubereitet, wäre mir dieser Geruch vermutlich gar nicht aufgefallen, denn man salzt und pfeffert sein Schnitzel ja schließlich immer und schnippelt eventuell noch eine Zwiebel in die Pfanne. Welch ein köstlicher Duft dadurch entsteht in der Küche!

Weißt Du genau, ob in Deinem Fleisch niemals chemische Rückstände vorhanden sind? Kannst Du die Hand dafür ins Feuer legen? Sind die Kontrollen wirklich so engmaschig, dass wir da alle hundertprozentig geschützt sind? Kann es nicht vielmehr sein, dass die eine oder andere Schweinehälfte bei der Kontrolle "durchrutscht"? 733 Tonnen Antibiotika wurden lt. PETA 2017 alleine in Deutschland in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt. Daraus resultiert ein riesiges Problem mit resistenten Keimen, die dazu führen, dass Tausende Menschen jedes Jahr an relativ einfachen bakteriellen Erkrankungen sterben, da sie auf kein Antibiotikum mehr ansprechen.

Gestern kam ein Karton Bio-Reinfleischdosen von Demeter per Post bei uns an. Ich werde hier darüber berichten.

Antons Frauchen